Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Welterbe im schwarzen Land.
Industriedenkmale im belgischen Hennegau.
Kleine Fahrradpause zwischen zwei Kanälen, dem Canal du Centre historique, dem alten Kanal durch Belgiens hügelige Mitte, und dem neuen Canal du Centre mit Europas mächtigstem Schiffshebewerk bei Strépy-Thieu (im Hintergrund). Der alte Kanal ist heute Unesco-Weltkulturerbe, der neue verbindet die Flußsysteme von Maas und Schelde. Die Städte Charleroi, La Louvière und Mons bildeten einst ein bedeutendes industrielles Zentrum, in kleinerem Maßstab sind sie es noch heute. Entlang der Kanäle gibt es viel zu entdecken, und lässig radeln läßt es sich außerdem. MediaStoria hat die Probe auf's Exempel gemacht - mit dem Schiff und mit dem Rad.
 

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Canal du Centre 1
Canal du Centre 2

Hundert Meter ragt der Betonkoloss von Strépy-Thieu empor, auf seinem Dach hätte ein Fußballfeld Platz. Mühelos hebt er Schiffe mit 2.ooo Tonnen Fracht auf über siebzig Meter Höhe ..... oder senkt sie ab, je nachdem. Der Ausflugsdampfer namens Scaldis startet vom Kai des Hebewerks von Strépy-Thieu aus zu Touren auf dem alten Canal du Centre historique. Die Odra (kleines Bild rechts) wird mit ihrer vollen Ladung Schrott gleich in die Schleusenkammer einfahren und in einem gigantischen Wassertrog nach oben gehievt. Rechts unten: ein Blick in den Maschinenraum des Hebewerks .....

Canal du Centre 3
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Zweitausend Schiffe passieren Strépy-Thieu in jedem Jahr, jedes einzelne Schiff ersetzt siebzig LKWs auf der Straße.

Canal du Centre 5   Canal du Centre 6

Die Scaldis hat abgelegt und startet ihre Fahrt in Richtung Weltkulturerbe-Kanal, der seinerseits eigene Schiffshebewerke besitzt - weit über hundert Jahre alt, aber allesamt voll funktionstüchtig. Natürlich stehen auch sie auf der Unesco-Liste.

Canal du Centre 7

Sieht ein bißchen so aus, als sei hier mit einem großen Metallbaukasten gebastelt worden, ist aber beste Ingenieurskunst des 19. und frühen 2o. Jahrhunderts. Gleich wird die Scaldis nach oben schweben ... und dann geht‘s ziemlich geradeaus auf dem Canal du Centre historique.

Canal du Centre 8
Canal du Centre 9   Canal du Centre 10

Ebenfalls voll funktionstüchtig: die Hebebrücke bei Houdeng-Goegnies, genauso wie die Drehbrücke vor dem Maschinenhaus von Ascenseur
No. 3
, dem dritten der vier Hebewerke am historischen Kanal.


Canal du Centre 11   Canal du Centre 12

Endstation für die Scaldis. Die Passagiere besuchen noch das alte Maschinenhaus, dann geht es mit einem Touristenbähnchen zurück zum Startpunkt bei Strépy-Thieu. Die älteren Herren vom Cyclo Club Bouffioulx (Bild rechts) sind sportlich unterwegs am Kanal, kleiner Ausflug mit Imbiß, hin und zurück 11o Kilometer. Belgien ist ein kleines Land, aber eine große Radsportnation ...

Canal du Centre 13

Tournai und Mons liegen zwar nicht unmittelbar am Kanal, zum Weltkulturerbe in der Provinz Hainaut (oder Hennegau, auf Deutsch) gehören sie aber trotzdem - wegen ihrer beffrois, den großen Glockentürmen, die einst der ganze Stolz ihrer Städte waren. Die Altstadt von Tournai wurde im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Luftwaffe weitgehend zerstört (Belgien war ein neutrales Land, wurde aber einfach niedergewalzt) und historisch wieder aufgebaut.
  Canal du Centre 14
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Das geschlossene Werkstor der ehemaligen Kohlezeche von Bois du Cazier in Marcinelle, heute ein Ortsteil von Charleroi. Auch Bois du Cazier steht
auf der Welterbeliste - nicht allein als technisches Denkmal, nicht allein als Industriemuseum, sondern als Ort der schlimmsten Bergwerkskatastrophe der belgischen Nachkriegsgeschichte. 262 Kumpel kamen bei dem Grubenbrand vom 8. August 1956 ums Leben, in der Mehrzahl italienische „Gastarbeiter“. Bois du Cazier zahlte seinen Aktionären großzügige Dividenden, die Sicherheit unter Tage war miserabel.



Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: © MediaStoria / Manfred E. Schuchmann


Hier noch einige nützliche Hinweise und Adressen ...


Visit Wallonia Logo
Informationen über den französischsprachigen Teil Belgiens findet man unter https://belgien-tourismus-wallonie.de/ - es lohnt sich, die
Seite in Ruhe zu durchstöbern: man findet zahlreiche Reiseverführungen, von denen man zuvor gar nichts geahnt hat.
Über die Suchmaske lässt sich das eigentliche Ziel aber genau ansteuern.



Hainaut Tourisme Logo
Über Ziele und Weltkulturerbestätten in der Region Hainaut (Hennegau) informiert die Seite https://www.visithainaut.be/ - die allerdings keine deutsche oder englische Version aufweist (jedenfalls keine, die bei längerer Suche zu finden gewesen wäre). Trotzdem interessant zum Durchblättern, auch wenn man des Französischen nicht mächtig ist.
Anschrift: Digue de Cuesmes, 29 / 7000 Mons (Belgique)
Tel. 0032. 65 38 48 00 / email: federation.tourisme@hainaut.be



Canal du Centre Logo
Das Schiffshebewerk von Strépy-Thieu kann besichtigt werden. Auf der Seite https://www.canalducentre.be/de (hervorragende deutsche Version) stehen alle wichtigen Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen. Auch die kleine Schiffstour auf der Scaldis kann hier gebucht werden, ebenso Fahrräder für halbe oder ganze Tage bzw. ein ganzes Wochenende. Preiswert!
Tel. +32 78 05 90 59 / email info@voiesdeau.hainaut.be



Le Bois du Cazier Logo
Die Webseite des ehemaligen Bergwerks von Le Bois du Cazier läßt sich auf Englisch, Niederländisch
und Italienisch umschalten - Deutsch leider Fehlanzeige.
https://www.leboisducazier.be/
Geöffnet werktags außer Montag von 1o.oo bis 17.oo Uhr; an Wochenenden und Feiertagen bis 18.oo Uhr. Adresse: Rue du Cazier 80 / 6001 Marcinelle (bei Charleroi)
Tel. +32.71 88 o8 56 / email für Reservierungen: reservation@leboisducazier.be