Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Orpheus in der Normandie. Étretat und seine Belle Époque.
Monet ist Schuld. Claude Monet, der Lieblings-Impressionist der ganzen Welt. Seine Bilder haben heute noch den gleichen Effekt wie vor hundertfünfzig Jahren, sie locken uns unwiderstehlich an die Orte, an denen sie entstanden sind. Eine bessere Werbung gibt es nicht, sie verbindet Generationen, Rassen und Nationen. Man muß sich nur mal an einem späten Vormittag im Sommer die Warteschlangen vor Monets Garten in Giverny anschauen: hier stehen die vereinten Nationen friedlich und geduldig hintereinander. Manchmal einen Kilometer lang.

Mit Étretat ist es ähnlich. Kein Ort entlang der normannischen Küste hat schönere Klippen, weiß und steil und hoch, Felsentore rahmen seinen halbmondförmigen Kieselstrand ein. Claude Monet malte die Motive im Dutzend. Er kam, weil Ètretat gerade in Mode gekommen war bei der Pariser Schickeria seiner Zeit, und die Schickeria kam, weil sie Monets Bilder zuvor in den Pariser Galerien bestaunt hatte. Damals verwandelte sich das schlichte Fischerdorf zum mondänen Zweitwohnsitz, der Schriftsteller Guy de Maupassant hatte seine Villa in Étretat und ebenso Jacques Offenbach, der höchst erfolgreiche Komponist. Étretat war eines der Modebäder der Belle Époque.
Claude Monet also hat mich nach Étretat gelockt, und dort habe ich Raphaèl Renard kennen gelernt. Raphaèl Renard ist hauptberuflich Architekt und nebenberuflich ein wunderbarer Gastgeber. Mir hat sehr imponiert, wie er sich dafür einsetzt, daß die alten Prachtbauten von Étretat ihren Charme bewahren.
MediaStoria / Manfred E. Schuchmann war dort.
 

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Der Blick auf Étretat aus dem Fenster der Chambre jaune in der Villa Les Charmettes. In der Mitte hinten Étretats imposante Steilküste mit der Porte d'Aval, im 19. Jahrhundert das beliebteste Motiv der Maler an der Küste der Normandie, heutzutage das meist geknipste. Étretat liegt etwa dreißig Kilometer nördlich der Seine-Mündung bei Le Havre.

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Monsieur Raphaèl Renard, Architekt. Der Arzt am Krankenbett der Belle Époque, er heilt die Architektursünden der Moderne.
 
Eine der alten Villen in Étretat, die Rapahèl Renard originalgetreu wiederhergestellt hat .....

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Die Villa Les Charmettes, erbaut ab 185o. Hier ist Raphaél Renard Hausherr und Gastgeber und sorgt dafür, daß möglichst alles so bleibt so, wie es schon immer war. Wir waren eher zufällig hier gelandet, hatten zwei Nächte gebucht und sind dann zehn geblieben.

 
Die Chambre jaune von innen .....
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Die Villa Orphée - der Komponist Jacques Offenbach ließ sie sich in Étretat bauen, verbrachte viele Sommer hier, komponierte und feierte rauschende Feste. Das Haus steht seit Jahren leer und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Es bräuchte unbedingt die heilenden Hände des Architekten Raphaèl Renard.
 
Auf der Promenade von Étretat, Blick in Richtung Porte d'Amont .....