Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Impressionismus und Beton.
Le Havre feiert seinen 5oo. Geburtstag
In der normannischen Hafenstadt Le Havre sind die bunten cabanes, die kleinen Hütten am Strand, so begehrt wie ein Schrebergarten in Berlin. Vom Rathaus ans Meer ist es in Le Havre nur ein Katzensprung. Der graue Strand, das graue Meer, der hellgraue Himmel sind, wie sie schon immer waren. Alles andere ist in Le Havre ziemlich neu, die Stadt an der Seinemündung wurde im Krieg vollständig zerstört und in den frühen Nachkriegsjahren komplett modern geplant und wieder aufgebaut - in hellgrauem Beton. 2o17 feiert Le Havre das fünfhundertjährige Jubiläum seiner Gründung durch König François den Ersten.
MediaStoria porträtiert Le Havre und seine Geschichte.
 

Radio Bayern Logo www.br.de/radio/bayern2 zurück zur Auswahl

Le Havre 1
© Christa Schubert-Zunker

Le Havre 2

Das Hôtel de ville, das Rathaus von Le Havre. Entworfen von Auguste Perret, einem der damals führenden Architekten Frankreichs und Chefplaner
für den Wiederaufbau der Stadt. Eigentlich hatten sich die Havrais sehnlich die Rekonstruktion ihres alten Le Havre gewünscht und sich dann
nur sehr langsam mit ihrer modernen Stadt angefreundet.


Le Havre 3   Le Havre 4

Rechter Winkel, klare Kante. Auguste Perrets Architektur steht seit einigen Jahren als Musterbeispiel moderner Stadtplanung und Baukunst auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. In der Maison du Patrimoine, nicht weit vom Rathaus, erfährt man alles Wissenswerte über die Baugeschichte
des neuen Le Havre. Außerdem kann das Appartement Perret besichtigt werden, eine Musterwohnung mit der perfekten Ausstattung und
Möblierung der frühen 195oer Jahre.


Le Havre 5

Am Bassin du Commerce, dem ehemaligen Handelshafen des 19. Jahrhunderts - heute eine ruhige Wasserfläche fast ohne Boote und Schiffe.
Dort, wo der große Neubau steht, wuchs in einem alten Bürgerhaus Claude Monet auf, der Meister-Impressionist und Maler der Normandie.

Le Havre 6

Eines der wenigen wiederhergestellten Bautwerke des alten Le Havre, das Hôtel Dubocage de Bléville. Der Erbauer war im 17. Jahrhundert ein legendärer Korsar des französischen Königs, mit anderen Worten: Seeräuber. Nach seinem bewegten Leben auf allen sieben Weltmeeren wurde
er ein erfolgreicher Handelsherr. Das Palais beherbergt heute ein Museum der Stadtgeschichte.


Le Havre 7   Le Havre 8

Zu seinem Jubiläum gestattet sich Le Havre 2o17 einen Kultursommer mit Musik, Theater und viel Kunst im öffentlichen Raum - Vincent Ganivets Catène de Containers zum Beispiel, zwei kühne Parabelbögen knallbunter Container, unmittelbar vor dem Kai der großen Kreuzfahrtschiffe.
Le Havre ist Frankreichs größter Containerhafen.


Le Havre 9

Dass Le Havre heute ein beliebtes Ziel vor allem für Architektur-Enthusiasten ist, liegt nicht nur an den Bauten von Auguste Perret - auch der Brasilianer Oscar Niemeyer hat sich in Le Havre verewigt. Le volcan heißt sein ehemaliges Kulturzentrum (heute eine hypermoderne Mediathek und Theatersaal) im Volksmund. Für weniger wohlmeinende Bürger der Stadt ist es aber noch immer le pot de Yaourth - der Joghurtbecher.
  Le Havre 10

Françoise Prigent, die MediaStoria durch ihre Heimatstadt geführt hat, vor ihrer cabane am Strand von Le Havre - gastfreundlicher Ausklang nach zwei harten Arbeitstagen. Ihr Mann Michel ist nur sehr verdeckt zu erkennen, mit Hut: der Autor.

Alle Bilder © Manfred E. Schuchmann / MediaStoria. Außer © Christa Schubert-Zunker