Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Mailand, vom Boot aus betrachtet ....
Eine kurze Kanalfahrt durch die Geschichte.
Abendstimmung am Naviglio Grande, einer Hauptader des ehemaligen großen Kanalsystems von Mailand. Bis in die 197oer Jahre lieferten Frachtkähne Kies, Sand und Zement für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt bis nahe ans Zentrum. Im Mittelalter wurde der Marmor des Mailänder Doms von jenseits des Lago Maggiore herangeführt, Mailand war im Wortsinn eine Hafenstadt, obwohl es weder am Meer noch an einem größeren Fluß liegt. Seine Kanäle, die Navigli, reichten nach Lugano im Tessin, zum Comer See und über den Po bis nach Venedig und zur Adria. Heute zieht sich Mailands beliebteste Ausgehmeile entlang des Naviglio Grande.
Manfred E.Schuchmann/MediaStoria hat Mailand vom Boot aus erkundet.
 

Deutschlandfunk Logo   zurück zur Auswahl

Mailand 1
Mailand 2

Milano com'era una volta - Mailand, wie es früher einmal war. Auf dem Foto, das Salvatore Mauriello in Händen hält, sieht man, wie in den
192oer Jahren die italienischen Meisterschaften im Marathonschwimmen im Naviglio Grande ausgetragen wurden. Signor Mauriellos kleiner
Fotoladen liegt in einem wunderschönen Innenhof direkt am Naviglio Grande.


Mailand 3   Mailand 4

Mailänder Institution: die Traditionsbar Camparino in der Galleria Vittorio Emmanuele, genau gegenüber dem Mailänder Dom. Früher traf sich
die bessere Gesellschaft zum Aperitif im Camparino, heute lassen sich fast ausnahmslos Touristen ihren Campari Sprizz oder Campari Orange von
leicht schnöseligen Baristas servieren. Stimmungsvolles Ambiente, mit Sitzplatz ab 15 Euro pro Getränk.


Mailand 5

Der Mailänder Dom - der weiße Marmor für die Verkleidung des Backsteinmauerwerks wurde über das alte Kanalnetz bis in die Nähe der
Dombauhütte transportiert. Heute erinnert nur noch der Straßenname der kleinen Via Laghetto an den ehemaligen Transporthafen mitten im
Mailänder Zentrum.

Mailand 6

Antiquarisches Transportmittel mit Kultstatus: die alten Straßenbahnen aus den 192oer und 193oer Jahren rumpeln zuverlässig über die Schienen.
Erstaunlich bequeme Holzbänke und Fenster, die sich individuell öffnen lassen.

Mailand 7   Mailand 8

Für eine gute Stunde kann man mit dem Ausflugsboot auf dem Naviglio Grande ein wenig herumschippern. Der größte Teil des alten Mailänder
Kanalnetzes ist heute unter Asphalt verschwunden und der Verkehr braust über die früheren Wasserstraßen. Riaprire i Navigli nennt sich ein Verein,
der dafür kämpft, die Kanäle wieder freizulegen und Mailand sein altes Gesicht wiederzugeben ..... siehe unten.


Mailand 9
Rendering del Naviglio in piazza Vetra / © http://www.milanotoday.it/attualita/riaprire-navigli-periferie.html

Projektentwurf für eine Zukunft der Mailänder Vergangenheit. Vielleicht klappt es ja bis zu den Olympischen Winterspielen 2o26. Jedenfalls findet
Riaprire i Navigli, die Idee, Mailands Kanalnetz wieder zu beleben, mehr und mehr Anhänger.


© Alle Bilder (wenn nicht anders gekennzeichnet) MediaStoria / Manfred E. Schuchmann

Hier noch einige nützliche Hinweise und Adressen ....

Einstündige Bootstouren auf dem Naviglio Grande werden vom 19. April bis 3o. September angeboten und kosten (Stand 2o19) 14€: http://www.naviglilombardi.it/navigare/in-barca/

Reproduktionen der schönen, alten Mailand-Fotos von Salvatore Mauriello: https://www.milanocomeraunavolta.it/

Riaprire i Navigli, die Initiative zur Reaktivierung des Mailänder Kanalnetzes: https://www.riaprireinavigli.it/