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Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.
Sommerfrische an der Somme.
Im Süden von Frankreichs Norden.
Die Bucht der Somme bei Ebbe, rechts ragt ein Zipfel von Le Crotoy ins Bild - seit dem 19. Jahrhundert ein beliebter Ort der Sommerfrische. Der Schriftsteller Jules Verne hatte hier ein Haus, Henri de Toulouse-Lautrec schaute vorbei, Georges Seurat packte seine Staffelei aus, und der Pariser Parfümkönig Pierre Guerlain eröffnete ein mondänes Hotel. Ein Hauch von Damals weht auch heute noch über der Bucht, der so ziemlich alles Schrille und Grelle einer modernen Feriengegend abgeht. Auch die typischen Beton-Monster der französichen Tourismus-Industrie sucht man an der Somme vergebens. Und während weiter im Süden des Landes der Sommer auf Hochofen-Temperatur dreht, bleibt es an der Mündung der Somme angenehm frisch. Beobachtungen in einer völlig entspannten Landschaft von MediaStoria.
Boule an der Bucht der Somme: Jeanne d'Arc auf ihrem Denkmalsockel kehrt der Partie gelangweilt den Rücken zu - das Ritual der klackernden Kugeln findet täglich statt, am Morgen und am Nachmittag. Der Klassiker in allen Restaurants an der Place Jeanne d'Arc von Le Crotoy und an der ganzen Bucht: Muscheln mit Pommes.
Die Bucht der Somme ist ein großes Biotop unter strengem Schutz, eine Welt aus Wasser und Land, Ebbe und Flut. Der Parc de Marquenterre ist ein besonders wertvolles Reservat, ein Eldorado für alle erdenklichen Arten von Vögeln, vor allem der Wasservögel. Sie ziehen im Frühjahr von Nord nach Süd hier durch und rasten, manche auf dem unendlich langen Weg von Sibirien nach Westafrika, andere brüten im Park, im Herbst wiederholt sich das Schauspiel in umgekehrter Richtung. Über zweihundert verschiedene Spezies kann man im Parc de Marquenterre beobachten, nicht alle zur gleichen Zeit, aber an die siebzig verschiedene kommen immer vor. Der Mann mit Fernglas und Okular ist Alex Hiley, Chef der guides im Park - ein Engländer mit französischem Pass. Seit dem Brexit.
Noch einmal Le Crotoy und sein berühmtester Einwohner. Der große Abenteuer-Autor Jules Verne arbeitete hier an einem seiner erfolgreichsten Bücher: 2o.ooo Meilen unter dem Meer. Sein Haus La Solitude (kleines Bild oben links) ist heute in Privatbesitz, die Straße, in der es steht, heißt natürlich Rue Jules Verne ..... und raten Sie mal, nach wem das Restaurant an der Ecke benannt ist?!
Vor langem schon außer Dienst gestellt, aber 197o von Enthusiasten wiederbelebt: die alte Dampflok hört auf den Namen Beton-Bazoches und trägt die Seriennummer 3714. Ihre Waggons sind wie ehedem in Erste, Zweite und Dritte Klasse eingeteilt - sanfter Plüsch in der Ersten, hartes Holz in der Dritten. Ganz wie in der guten, alten Zeit! Das Museumsbähnchen kurvt um die Mündungsbucht der Somme zwischen Le Crotoy, Saint-Valéry-sur-Somme und Cayeux-sur-Mer.
Die Somme an einem grauen Tag, kurz vor ihrer Mündung bei Saint-Valéry-sur-Somme. Ausnahmsweise herrscht keine Ebbe, die Segelboote haben Wasser unterm Kiel. Der Hafen von Saint-Valery versandet allmählich, wie die gesamte Bucht der Somme.
Auch Saint-Valery hat viel von seinem alten Charme als Sommerfrische bewahrt. Entlang der Somme-Mündung die Unterstadt mit zahlreichen Restaurants und Bistrots (alle servieren sie Moules frites, Muscheln mit Pommes). Altstadt, Kirche und Burg in der kleinen Oberstadt.
In einem umgebauten Salzspeicher ist in Saint-Valery das Restaurant Schorre zuhause - ganz oben, mit Dachterrasse und glänzender Aussicht auf die Mündung der Somme und ihre Bucht. Das Schorre kocht in Saint-Valery in einer eigenen Liga, köstlich, aber in Anbetracht des Hauptgangs (oben rechts) sollte man keine Sättigungsküche erwarten.
Am Strand von Le Hourdel, Blick auf den Ärmelkanal - links mit Rest des einstigen Atlantikwalls, rechts: angestrengte Blicke auf eine entfernte Sandbank. Dort fläzt sich ein Dutzend Robben.
Hier noch einige nützliche Hinweise und Adressen ...
Für Naturfreunde und solche, die es werden wollen ein Muss an der Somme-Bucht, der Parc du Marquenterre. Leicht zu finden, weil gut ausgeschildert. Führungen am besten vorher reservieren.
Ebenfalls einen Besuch wert: alles Wissenswerte über Natur und Geschichte der Somme-Bucht ..... falls Kinder dabei sind vorzugsweise an einem trüben Tag. Die Webseite ist auf Englisch umschaltbar, im Haus selbst wird nur Französisch angeboten.
Die Seite https://www.somme-tourisme.com/la-baie-de-somme macht eine ganze Reihe sehr hübscher Vorschläge für Unternehmungen rund um die Bucht, aber auch in die etwas weitere Umgebung. Englische Version vorhanden.
Adressen vor Ort:
Tourismusinformation Le Crotoy, 1 Rue Carnot
80550 Le Crotoy
Tel. 0033 322 236 265
Tourismusinformation Saint Valery-sur-Somme, 57/59 Quai Lejoille
80230 Saint-Valery-sur-Somme
Tel : 0033 322 609 350
Das besuchte Restaurant in Saint-Valery s/S nennt sich Le Schorre und befindet sich gegenüber der Station des kleinen Dampfbähnchens und unmittelbar neben dem Büro des Office de Tourisme.
Wer eher auf Moules frites steht: die Muscheln stammen aus der Nachbarschaft, nämlich dem Küstenabschnitt nördlich der Bucht bis Quend Plage. Dort wachsen sie an abertausend Pfählen gemächlich vor sich hin. Eine sehr interessante Führung zum Thema Muschelzucht bietet:
Zum Schluß noch eine ausgesprochen gut gemachte Seite, um Nordfrankreich für sich zu entdecken: https://www.nordfrankreich-erleben.com/ stellt die gesamte
Region Hauts-de-France mit ihren fünf Départements Nord, Pas de Calais, Aisne, Oise und natürlich Somme vor. Und zwar auf Deutsch ..... was in Frankreich immer noch eher die Ausnahme als die Regel ist!
