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Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.
Somme 1916. Die Hölle des Ersten Weltkriegs ..... heute
Im Herbst 2o23 wurden in Nordfrankreich und Belgien über 13o Kriegsgräberstätten und Soldatenfriedhöfe von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes eingetragen. Sie alle erinnern an die Kämpfe des Ersten Weltkriegs und seine 17 Millionen Toten. Mehr als eine Million von ihnen starb in der sogenannten Somme-Schlacht im Jahr 1916. Der Erste Weltkrieg war der erste industrialisierte Krieg der Geschichte - unter Einsatz von Flugzeugen, gepanzerten Tanks und Giftgas. Verdun ist im deutschen Gedächtnis fest verankert (vielleicht ja auch wegen des historischen Fotos von Kanzler Helmuth Kohl und Präsident François Mitterand, händchenhaltend vor den Gräbern). Nicht so die Schlacht an der Somme zwischen den Truppen Englands und seiner Verbündeten und der deutschen Armee. Sie tobte zwischen Juli und November 1916 und forderte mehr als eine Million Opfer. MediaStoria hat einige der Friedhöfe und Ehrenmale entlang der Somme besucht.
An der Somme liefen die britischen Truppen und ihre Einheiten aus dem Commonwealth gegen gut verschanzte deutsche Stellungen an. An einem einzigen Tag, dem 1. Juli 1916, verloren die Engländer 6o.ooo Mann - tot, vermisst, verstümmelt. Oben das Mémorial terre-neuvien von Beaumont- Hamel, die Gedenkstätte für das Neufundland-Regiment, das an jenem 1. Juli nahezu vollständig aufgerieben wurde.
Auf vielen der Grabsteine steht ganz unten (sh. rechtes Bild) Known unto God - Gott kennt die Seinen. Die Überreste der Soldaten, die hier liegen, waren nicht mehr zu identifizieren: von Schrappnells zerfetzt, von Mörsergranaten in Stücke gerissen, vom Maschinengewehrfeuer buchstäblich zersiebt. Wo Namen auf den Grabsteinen stehen, steht auch das Alter der Toten, oft liest man Age 18 - halbe Kinder noch mit ihren gerade achtzehn Jahren.
Das Monument der schottischen 51. Highland Division - alle englischen Friedhöfe an der Somme werden regelmäßig von Schulklassen von der Insel besucht. In der deutschen Erinnerung ist die Schlacht an der Somme völlig verblasst, in der englischen so gegenwärtig, als sei sie gerade gestern erst geschlagen worden.
Das Mémorial terre-neuvien von Beaumont-Hamel wirkt wie ein gepflegter Park, nur ist das Gelände etwas unruhig durch die grün überwachsenen Schützengräben und Bombentrichter von 1916. Am Ende der Schlacht mit all ihren Toten stand ein alliierter Geländegewinn von genau 45o Metern.
Blick von der Anhöhe der Montagne de Frise auf den Lauf der Somme mit ihren Teichen, Tümpeln und kleinen Kanälen. Das Departement Somme ist friedliches Bauernland im Norden Frankreichs. Dreimal in einem Menschenalter - 187o, 1914 und 194o - standen hier deutsche Armeen und verwüsteten Städte, Dörfer und Äcker.
Der deutsche Soldatenfriedhof von Fricourt, einem Dorf mit nicht einmal fünfhundert Einwohnern. Hier liegen knapp 12.ooo Soldaten begraben, mehr als die Hälfte in Massengräbern, auch diese Toten waren nicht zu identifizieren. Deutsche Besucher ... so gut wie keine.
Gilbert Guéant, Landwirt und Sammler von Militaria des Ersten Weltkriegs, der in Frankreich la Grande Guerre heißt, der Große Krieg. Viele Stücke hat Gilbert Guéant selbst aus dem Acker gepflügt, anderes in Trödelläden oder auf Tauschbörsen und Märkten erworben.
Der Mann im schottischen Tartan-Kilt heißt Jean-Luc Saint, ist Franzose und begrüsst Besucher von Thiepval, dem größten britischen Ehrenmal an der Somme, selbst bei prasselndem Regen mit seinem Dudelsack. Thiepval ist ein riesiges Monument, Anfang der 193oer-Jahre vom englischen Staatsarchitekten Edwin Lutyens entworfen. In seinen Gewänden und Bögen verzeichnet Thiepval die Namen von 72.ooo Vermissten und Gefallenen aus dem Vereinigten Königreich und Südafrika. Rechts im Bild: Julia Maassen, die den Autor begleitet und beraten hat; in der Mitte, leicht zerzaust: der Autor selbst.
Allgemeine touristische Auskünfte über das Departement Somme sind hier zu finden (tut mir leid für die Wiederholung: nur auf Französisch und Englisch, Deutsch Fehlanzeige!) https://www.somme-tourisme.com/