Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Bergbaugeschichten aus der Toskana -
ein Spaziergang durch das italienischen Erzgebirge
Zeuge einer großen Geschichte: der Förderschacht des Bergwerks von San Silvestro bei Campiglia Marittima. Bis ins späte 2o. Jahrhundert gehörte San Silvestro zu den bedeutenden Pyrit-Gruben Europas - Schwefelkies war ein Grundstoff der Chemischen Industrie. Wer heute an die Toskana denkt, hat anmutige Hügel mit dunklen Zypressenreihen vor Augen, prächtige Städte und Paläste, denkt an Kunst- und Gaumenfreuden. Aber vermutlich kaum an Bergwerke wie das von San Silvestro. Dabei waren die Colline metallifere eine der reichsten Bergbaulandschaften seit der Antike - das toskanische Erzgebirge.
MediaStoria war über und unter Tage unterwegs auf den Spuren des toskanischen Bergbaus.
 

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Weite Blicke, einsame Landschaft - die Colline metallifere von ihrem höchsten Punkt aus gesehen, dem Poggio di Montieri mit seinen 1o51 Metern.
Das Hügelland der Colline war seit den Tagen der Etrusker vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren eines der großen Bergwerksreviere in
Europa - mit reichen Vorkommen an Silber, Kupfer, Blei und Zink.


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Susanna Rometsch auf dem Weg zum Golfo di Baratti. Susanna Rometsch lebt seit vielen Jahren in einem der alten Bergbauorte und kennt sich aus in der Geschichte des toskanischen Bergbaus. Am Golf von Baratti haben die Etrusker einst das Eisenerz der Insel Elba eingeschmolzen - man muß sich den Strand damals als rauchverhüllte Industrielandschaft denken. Noch heute stößt man auf Reste der antiken Eisenschmelze und -schlacke.

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Der Strand am Golfo di Baratti ..... und nur wenige Meter landeinwärts die Reste des etruskischen Fufluna (das heute den Namen Populonia trägt). Totentempel, Sarkophage und die Fundamente der alten Schmelzöfen lagen bis ins 2o. Jahrhundert hinein unter einer meterhohen Abraumhalde
der antiken Eisenindustrie verborgen.

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Der trenino giallo, das gelbe Züglein, ist die große Publikumsattraktion des Bergwerksmuseums von San Silvestro. In einem gut gesicherten Stollen unterquert es mit Gerumpel und Gequietsche einen Hügelrücken, von einem Tal zum nächsten.

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Aussicht auf die mittelalterliche Rocca di San Silvestro, in ihren Mauern lebten ehedem auch die Bergleute und schmolzen noch vor Ort das Erz.
Kurzer Aufenthalt, dann verschwindet das gelbe Züglein wieder im Berg .....


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Die Piazza von Massa Marittima, ein kleines Wunderwerk der Stadtbaukunst. Massa Marittima war im Mittelalter eine selbständige Stadtrepublik mit eigener Münzprägung. Massa metallorum wurde die Stadt damals genannt, die Stadt der Metalle, beneidet und befehdet von ihren Nachbarn wegen
der reichen Vorkommen ihrer Minen. Von den Mauern Massa Marittimas kann man an klaren Tagen bis hinüber zur Eiseninsel Elba schauen.

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Eine rote Grubenlok mit drei Kipploren markiert den Eingang zum Museo della Miniera, dem Bergbaumuseum von Massa Marittima. Eigentlich
dienten die Stollen einem alten, unterirdischen Steinbruch; aber als die Bergwerke der Umgebung eines nach dem anderen geschlossen wurden, sammelten die Bergleute alle Arbeitsgeräte und Maschinen, derer sie noch habhaft werden konnten. Wenigstens ein Museum sollte an ihre harte
und gefährliche Arbeit erinnern - es ist eine einrucksvolle, anschauliche Sammlung der Schufterei unter Tage.


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Genau so wenig bekannt wie die Bergbaugeschichte der Toskana: der noch aktive Vulkanismus in den Colline metallifere. In Monterotondo Marittima und Sasso Pisano (oben) stößt die Erde ihren heißen Atem aus, er riecht nach faulen Eiern. Aus Fumarolen steigt Dampf auf, Schlammlöcher blubbern, Wasser siedet wie im Kochtopf. Das Magma steht hier viel dichter unter der Erdoberfläche als üblich.

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Schon die Etrusker und Römer kannten und nutzten die heißen Quellen der Gegend. Im 19. Jahrhundert setzte der französische Ingenieur François Jacques de Larderel die erste geothermische Dampfmaschine in Gang; und Anfang des 2o. Jahrhunderts brachte Piero Ginori-Conti die ersten Glühbirnen zum Leuchten - die geothermische Elektrizität ist eine italienische Erfindung. Kilometerweit ziehen sich silberne Pipelines durch die
Colline metallifere und leiten den Dampf zu den Zentralen mit riesigen Generatorenhallen und Kühltürmen. Oben rechts: Larderello, Ort der Erfindung und heute eines der größten Geothermie-Kraftwerke Europas.


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Die Geothermie ist heute die letzte nennenswerte Bergbau-Aktivität in den Colline metallifere. Links das Demonstrationsventil des Museums von Larderello (in dem die Geschichte der toskanischen Geothermie äußerst spannend aufbereitet wird). Mit ungeheurer Macht und infernalischem Lärm zischt der unterirdische Dampf aus der Leitung. In der Mitte Loris Martignoni, Bürgermeister von Pomarance (zu dem auch Larderello un
Sasso Pisano gehören). Der Bürgermeister ist ein Fachmann für Geothermie - er hat über dreißig Jahre als Manager in Larderello gearbeitet.

Alle Bilder © Manfred E. Schuchmann