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Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.
Maremma, Wein und kühne Bauten.
Die neuen Superweingüter der südlichen Toscana.
Weingüter sehen heute auch nicht mehr so aus, wie wir uns traditionelle Winzerhöfe denken - siehe Bild unten. Neue Güter sind strategisch für den globalen Markt geplante Multimillionen-Investitionen, für die man weltbekannte Baumeister anheuert. Die Schweizer Herzog/de Meuron (Stichwort Elbphilharmonie) haben z.B. im Napa Valley in Kalifornien gebaut, der spanische Exzentriker Santiago Calatrava im Rioja-Gebiet. Das Marketing der Weine beginnt mit der Grundsteinlegung möglichst ausgefallener Architekturen. Ein neuer Hotspot dieser Verbindung von Wein und Stein findet sich in der Maremma, im Süden der Toscana. Mario Botta für Petra in Suvereto, Renzo Piano in Rocca di Frassinello oder Edoardo Milesi bei Colle Massari zeichnen für drei dieser Neu-Güter mit höchstem Prestige-Anspruch verantwortlich. MediaStoria hat sich auf eine kleine, kritische Weinreise in die Maremma begeben ....
Das Weingut Petra in Suvereto. Architekt ist der Schweizer Mario Botta
Design bestimmt das Bewußtsein: Inszenierung für zwei Reihen Barriques mit dem Spitzenwein des Gutes Petra in Suvereto, Provinz Livorno. Der Schweizer Mario Botta durfte die Gesamtgestalt der Architektur entwerfen, das Interieur inszenierte der Hausherr selbst - Vittorio Moretti, Großunternehmer in Sachen Fertigbeton und bekannter Konstrukteur.
Blick in die barricaia - bitte beachten: die Betonsäulen, die ein wenig an einen Baumkuchen erinnern, sowie die vorgefertigen klösterlichen Kreuzgratgewölbe, die mit Rotwein eingefärbt wurden. Bauunternehmer Moretti führt dieses Gut auch als eine Art Mustersalon für Fertigteile und hat das patentierte Gewölbe bereits vielfach an andere Güter verkauft.
Die Gesamtanlage von Petra - woran erinnert diese Architektur? An eine überdimensionale Sonnenuhr, ein Kriegerdenkmal aus der Mussolini-Zeit, den Tempel einer fernen Kultur? Es ist die architektonische Handschrift des Schweizers Mario Botta. www.petrawine.it
Nächster Halt bei Gavorrano, Provinz Grosseto - hier hat der Genueser Weltstar Renzo Piano gebaut. Auftraggeber war der Medienunternehmer Paolo Panerai (im Portfolio hauptsächlich Wirtschafts- und Lifestyleblätter und -sender, er besitzt aber ebenso wie Moretti in Suvereto noch etliche weitere namhafte Weingüter). Nichts ist dem Zufall überlassen, schon gar nicht den Wechselfällen des Wetters: die Maremma ist heiß im Sommer, die Reben werden selbstverständlich bewässert.
Der Spitzenwein des Gutes Rocca di Frassinello, der Baffonero, 1oo% Merlot - in verschiedenen Grössen. Wahlweise auch als "limitierte" Sonderedition mit Etikett des kalifornischen Fotokünstlers David LaChapelle.
Quadratische Keller-Arena für eintausend Barriques, tief in den Fels der Maremma hineinbetoniert. Ein asketisches Amphitheater von wuchtigem Eindruck, ganz Renzo Piano. www.castellare.it/en/rocca-di-frassinello
Nein, das ist nicht der Eingang zum Weingut Colle Massari bei Poggi del Sasso, Provinz Grosseto - das ist der Eingang für die Besucher des Amiata PianoFestivals, veranstaltet von der Fondazione Forum Bertarelli. Hinter der steht eine milliardenschwere schweizerisch-italienische Stiftung, die aus dem Verkauf eines Medizinunternehmens hervorging.
Edoardo Milesi ist der Architekt des Forums, das inmitten hunderter exakt getrimmter Olivenbäume in einen Hügel der Maremma eingesenkt ist. Ein Konzertsaal von staunenswerter Akustik und Bequemlichkeit.
