Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Die Stadt der fliegenden Orangen. Mardi gras im belgischen Binche.
Welterbe im Kostüm - die berühmten Gilles aus dem belgischen Binche in ihrem traditionellen Outfit mit dem hohen Federhut: seit 2oo8 stehen sie auf der UNESCO-Liste der "Immateriellen Kulturgüter". Die Wurzeln des Karnevals von Binche reichen bis ins Mittelalter zurück. Nur an einem einzigen Tag im Jahr, am Mardi gras, dem Faschingsdienstag, marschieren die Gilles durch die südbelgische Kleinstadt und verteilen aus ihren Weidenkörbchen Orangen an die Zuschauer. Aber vielleicht ist verteilen ein etwas zu harmloses Wort: MediaStoria sind die Orangen manchmal als Geschoßhagel um die Ohren geflogen.
 

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Binche 1
Binche 2

Am Nachmittag sammeln sich die Gilles für die große Parade durch die Stadt. Kein Gille ist jemals ohne Trommler unterwegs, der gibt ihm den
Rhythmus vor, zu dem er tanzt oder marschiert. Ab 15.oo Uhr ziehen rund eintausend Gilles mit Blasmusik und Trommeln über die Avenue Charles
Deliège
zur Grand Place vor dem Rathaus.

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Nur wer aus Binche stammt, kann auch ein Gille werden. Und nur Männer sind in den Gesellschaften der Gilles zugelassen. Die jüngsten unter den Knirpsen dürfen das berühmte Kostüm zum ersten Mal im Alter vier oder fünf Jahren anziehen und in ihren Holzschuhen über das Pflaster des Städtchens klackern.
 
Schwarz, Gold, Rot - die belgischen Nationalfarben zieren die Kostüme der Gilles mit Borten, Löwen und Kronen. Die berühmten Hüte sind mit riesigen Straußenfeder-Bouquets aufgeschmückt.

Binche 5

Rund 4o Tonnen Orangen werden am Mardi gras in Richtung Publikum gefeuert. Sicherheitshalber sind die meisten Fenster entlang der
Paradestrecke der Gilles an diesem Tag vergittert.


Binche 6

Besonders sportliche Besucher klettern auf Verkehrsampeln und pflücken ihre Orangenbeute direkt aus der Luft.

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Wenn die Kleinsten werfen, trifft es manchmal auch die eigenen Leute .....

Binche 9

In Binche selbst leben rund 1o.ooo Einwohner, zum Mardi gras kommen jedes Jahr rund 1oo.ooo Besucher. Viele haben sich ein Sträußchen
Mimosen angesteckt, Maske oder Kostüm trägt zum Carnaval de Binche niemand.

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Joël Potiaux - seit 32 Jahren Gille. Und Pol Canart, tamboureur und Leiter einer Trommelschule in Binche. Niemals ist ein Gille am Mardi gras ohne
Trommler unterwegs, niemals ein Trommler ohne Gille.


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Clémence Mathieu, Direktorin des sehenswerten Musée du Carnaval et du Masque von Binche - und das Denkmal des Gille (im Hintergrund das Museum). Informationen zur Sammlung des Museums, seinen Wechselausstellungen, Öffnungszeiten und Eintritt unter:

www.museedumasque.be
www.museedumasque.be/en/ (englische Version)
www.binche.be/detentes-loisirs/culture/musee-du-masque-3


Binche 14

Weitere nützliche Informationen zum Karneval in Binche unter:
www.carnavaldebinche.be
www.binche.be/detentes-loisirs/carnaval-binche/programme
www.adfbinche.net (ADF Binche - Association pour la Défense du Folklore)

Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: © MediaStoria / Manfred E. Schuchmann