Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Ein Dorf besiegt den Schwarzen Tod.
Im Sommer 1665 brach in London eine große Pestepidemie aus und verbreitete sich rasend schnell im Land. Den kleinen Ort Eyam, nicht weit von Manchester in den englischen Midlands gelegen, erreichte sie Anfang September. In diesem hübschen Haus, in dem früher der Dorfschneider mit seiner Familie lebte, gab es die ersten Opfer der Seuche. Eyam sollte in einem einzigen Jahr mehr als ein Drittel seiner Bewohner verlieren - aber es stoppte den Siegeszug des Schwarzen Todes. Dies ist die Geschichte einer großen Selbstaufopferung, an die seit vierhundert Jahren jeweils am letzten Sonntag im August erinnert wird, am Plague Sunday, dem Pestsonntag.
MediaStoria hat den kleinen Ort in England besucht.
 

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Auf dem Weg nach Eyam. Er führt über die Höhen und durch die Täler des Peak District, Großbritanniens ältestem Nationalpark, auf halber Strecke zwischen der Irischen und der Nordsee gelegen. Mit Regenschauern darf gerechnet werden.
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In diesen Häusern gab es im September 1665 die ersten Pesttoten in Eyam, allein im Rose Cottage (links) starben alle neun Mitglieder der Familie Thorpe. Trotzdem verließ kein einziger Bewohner von Eyam das Dorf, um die Nachbarn in den umliegenden Dörfern und Weilern nicht anzustecken ..... Eyam stoppte den Siegeszug der Pest um den Preis der Selbstaufgabe.
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Ken Thompson ist emeritierter Veterinärwissenschaftler und Vorstand des kleinen Pest-Museums von Eyam (dessen Logo sinnigerweise eine stilisierte Ratte zeigt). Die Geschichte von Eyam, erzählt er, ist heute noch in vielen englischen Schulbüchern nachzulesen.
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Kirche und Friedhof von Eyam. Es waren der anglikanische Pfarrer und sein puritanischer Vorgänger, die die Menschen davon überzeugten, nicht zu fliehen, sondern zu bleiben, damit die Nachbardörfer vom Schicksal verschont bleiben.
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Das Grab von Catherine Mompesson, der Frau des anglikanischen Pfarrers. Sie starb als letztes Opfer der Pest in Eyam im August 1666. An jedem letzten Sonntag im August legen die heutigen Bewohner von Eyam auf ihrem Grab einen Kranz roter Rosen nieder. Rechts erzählt das Kirchenfenster die Episoden der Pestepidemie
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Alle Fotos © Manfred E. Schuchmann