Eine kleine Odyssee des geografischen Nonsens.

Anfang November 2o22 gab mir die Redaktion der JazzFacts im Deutschlandfunk grünes Licht für ein schönes, knapp einstündiges Portrait des großartigen italienischen Trompeters, Bandleaders und Festivalleiters Pino Minafra (sh. auf dieser Homepage Anarchie und Tarantella in der Rubrik MIKROFON). Ich verabredete mit Pino Minafra Besuch und Interview in seinem Heimatort in der Nähe von Bari für Anfang März 2o23 und buchte umgehend die Flüge, Lufthansa hat die Strecke Frankfurt-Bari nonstop im Flugplan: Montag, 6. März 2o23, mit LH 294 um 11.oo Uhr ab Frankfurt; Rückflug Sonntag, 12. März 2o23, 12.oo mit LH 295 ab Bari. Gebucht, bezahlt, bestätigt. Meine Frau würde mich für die ersten Frühlingstage in Apulien begleiten. So weit, so gut.

Anschließend buchte ich unser Quartier in Ruvo di Puglia, das wir von früheren Aufenthalten her kannten, plus einen Mietwagen. Anfang März, kurz vor dem Flugdatum, teilte mir Lufthansa mit, unser Abflug finde bereits einen Tag früher statt, am Sonntag, dem 5. März - kommentar- und alternativlos, ohne Begründung, ohne Entschuldigung, ohne Gruß. Und ohne jede Vorwarnung per SMS. Ich habe sofort per Mail um Korrektur der falschen Daten gebeten, keine Antwort. Wer schon mal versucht hat, die sogenannte Servicenummer der Lufthansa zu erreichen - oo49 69 86 799 799 -, der weiß, was nun folgte: eine labyrinthische Menüführung, endlose Warteschleifen. Ich habe irgendwann mit erheblicher Wut im Bauch aufgegeben. Was also tun?

Schon sonntags zu fliegen, war unmöglich, wir hatten unserer Tochter versprochen, beim Umzug zu helfen. Und außerdem: kein Mietwagen und kein Hotel in Bari. Ich habe die Homepage der Lufthansa durchsucht, Seiten runter, Seiten rauf. Schließlich bin ich auf eine (wohlgemerkt: deutsche) Telefonnummer gestoßen, unter der sich tatsächlich jemand meldete. Eine freundliche, aber sehr ferne Frauenstimme, nicht immer klar zu verstehen. Ich schilderte meinen Fall und bekam zur Antwort, ich dürfe die Dinge nicht persönlich nehmen, die Umbuchung habe ein Computerprogramm automatisch vorgenommen. Welch Trost! Meinen gebuchten Flug am Montag gebe es nicht mehr, der Grund sei ihr unbekannt. Es stellte sich übrigens heraus, dass die freundliche Dame in einem Callcenter in Windhoek/Namibia arbeitet, daher die kratzige Akustik.


Ergebnis des Gesprächs war schließlich: statt montags um 11.oo Uhr fliegen wir bereits um o7.15 Uhr mit Lufthansa nach München und dann um o9.1o Uhr mit Air Dolomiti weiter nach Bari. Statt ausgeschlafen und bequem, weil von einer Freundin chauffiert, den Frankfurter Flughafen zu erreichen, hieß das: Aufstehen um o3.oo Uhr in der Nacht, um einen der frühesten Busse zu nehmen. Unbequem, weil viel Gepäckschlepperei. Dass Air Dolomiti dann nicht einmal einen Gratisschluck Wasser angeboten hat ... geschenkt. Warum sollten Lufthansa-Partner auch über dem Niveau von, sagen wir: Ryan Air fliegen?

Mal angenommen, ich hätte meine Mails im März nicht zeitnah kontrolliert: wir hätten am gebuchten Abflugtag völlig perplex am Frankfurter Flughafen gestanden - ohne nach Bari zu kommen. Lufthansa sei Dank! In Zukunft werde ich gerne auch die Verbindungen anderer Linien in Anspruch nehmen. Der Kranich ist in Sachen Kundenfreundlichkeit nur noch ein Tiefflieger.

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